Großartige Fotos brauchen: (Wohlfühl-) Atmosphäre, professionelle Lichtsetzung und High-End Retusche für den Feinschliff
Eigentlich zeigen Fotograf*innen nicht gern ihre RAW-Bilder, aber ich möchte euch heute mal einen Blick gewähren in den Entstehungsprozess spannender Musikerportraits und hoffe dabei natürlich auch zeigen zu können, das professionelle Fotografie immer auch Handwerksarbeit ist, die mit viel Wissen, Können und vor allem Erfahrung einhergeht und letztlich auch auf einem guten Zusammenspiel zwischen Fotomodell und Fotograf*in basiert. Ihr seht hier mehrere Musikerportraits von cloudspeaker (alias Robert Neumann) für sein Album "Broken Silence". Diese sind im Sommer 2020 im Zusammenhang meiner Gesellenarbeit entstanden.
Cloudspeaker ist ein Berliner Musiker, der sich mit Postrock, Ambient und Soundscapes beschäftigt.
Wichtig: Vor dem Fototermin ein Gespräch zu Ablauf und Konzept
An dieser Stelle sei kurz erwähnt, dass vor dem eigentlichen Fototermin mindestens ein Gespräch vorausgehen sollte, damit Ablauf und Konzept klar stehen und es letztlich auch wirklich zum gewünschten Ergebnis kommt.
So erzählte mir Robert, dass ihm eine authentische Bühnenatmosphäre wichtig ist, die ihn alles andere vergessen lässt. Also bauten wir im Studio eine Art Proberaum nach. Robert brachte neben seiner Gitarre auch seinen Verstärker und sein Pedalboard mit - um so seine Musik spielen zu können und sich in die richtige Stimmung einzugrooven.
Der Fokus: Die Auseinandersetzung des Musikers mit seinem Instrument
Sein Outfit haben wir relativ schlicht gehalten, damit es nicht vom Instrument ablenkt. Dank seiner coolen schwarzen Lederjacke konnte ich im „Nebelbild“ noch raffinierte Lichtkanten setzen, die noch ein Mehr an Spannung im Bild erzeugen.
Der Fokus lag auf der Konzentration des Musikers, der Auseinandersetzung mit dem Instrument sowie der Leidenschaft des Musikers, mit seinem Instrument zu verschmelzen und eins zu werden. So diente die Nebelmaschine nicht nur dazu, eine Live-Situation nachzustellen, sondern hüllte beide - Instrument und Musiker - in eine bildliche Sound-Wolke ein, welche schließlich auch auf den Namen des Musikers „cloudspeaker“ verweist.
Schlicht. Dramatisch. Intensiv.
Sein Album "Broken Silence" bezeichnet cloudspeaker als einen "klanglichen Roadtrip", eine Mischung aus treibenden, sphärischen und rockigen Elementen. Schlicht. Elegant. Brachial. Entsprechend sollte der Look der Bilder werden.
Um die Spannung in den Fotos wiederzugeben, habe ich für die Lichtsetzung hauptsächlich mit Striplights und Aufheller gearbeitet und für die meisten Fotos einen schlichten, grauen Papierhintergund gewählt. Wichtig war mir dabei, kontrastreiche Lichtkanten zu setzen, um so Formen und Strukturen noch deutlicher herausarbeiten zu können.
Welches Format für welches Medium?
Außerdem galt es zu beachten, dass die Fotos für verschiedene Medien genutzt werden sollten, zum Beispiel für ein Plattencover. So musste das entsprechende Format bereits bei der Aufnahme beachtet werden.
Letzter Feinschliff: Die High-End Retusche
In der Nachbearbeitung arbeite ich mit Lightroom und Adobe Photoshop. So erfolgt in Lightroom neben Ausschnittskorrekturen hier noch einmal das Anpassen der Lichter. Ebenso treffe ich hier schon die Entscheidung für den finalen Bild-Look.
So habe ich beim "Nebelbild" einen Film Cross Prozess dezent simuliert, was schließlich zu einer leichten Farbverschiebung und Kontraststeigerung geführt hat. Das Anziehen der digitalen Körnigkeit verstärkt hier noch einmal den rauen Charakter (Siehe hierzu das Eingangsbild vorher und nachher.) Adobe Photoshop nutze ich für den letzten Feinschliff. So habe ich beim Close-Up, das ich in Lightroom bereits in Schwarz-Weiß umgewandelt hatte, eine Beautyretusche durchgeführt. Oder bei dem stimmungsvollen Foto, das unten zu sehen ist, den Hintergrund "sauber" gemacht, d.h. von Knicken, Kratzern und Schmutz befreit, damit hier nichts vom Musiker ablenkt.
Ich hoffe, dieser kleine Exkurs in den Entstehungsprozess spannender Künstlerportraits hat euch gefallen und ihr habt einen guten Einblick in meine Arbeit bekommen. An dieser Stelle möchte ich Robert/ cloudspeaker noch einmal herzlich für das tolle Fotoshooting mit ihm danken und auch dafür, dass ich die entstandenen Fotos hier sowohl in der Rohfassung als auch in der finalen Version zeigen darf.